Erstes Set an FRMCS-Spezifikationen fertig
Nach der Covid-bedingten Pause fand im Juni 2023 die zweite FRMCS Konferenz im UIC Headquarter, in Paris, statt. Mehr als 200 Delegierte vertraten Eisenbahngesellschaften, wie beispielsweise die ÖBB, SBB, DB, und SNCF, sowie Hersteller (z.B. Frequentis, Kontron, Nokia, Huawei, Funkwerk, etc.), Verwaltungen (z.B. EU-Kommission, ERA, ETSI, etc.), Verbände (z.B. UNISIG, UNIFE, etc.) und Berater, um über die Zukunft der Mobilkommunikation im Eisenbahnwesen und über das zukünftige Mobilfunksystem FRMCS zu konferieren.

V1 Versionen der FRMCS-Spezifikationen
In den letzten Jahren wurden trotz der Einschränkung bei Reisen und Face-to-face Meetings bereits große Fortschritte erzielt, und so konnten im Frühjahr 2023 die V1 Versionen der wichtigsten FRMCS-Spezifikationen.
- FRS – Functional Requirement Specification
- TOBA – Technical On-board Architecture
- FIS – Functional Interface Specification
- FFFIS – Form Fit Functional Interface Specification
verabschiedet werden. Ebenfalls im Frühjahr 2023 wurde die neue Version der Control, Command and Signalling Technical Specification for Interoperability (CCS TSI) beschlossen. Dies ist die erste technische Spezifikation die auch FRMCS enthält. Demzufolge war eine eigene Session dem Inhalt aller dieser Dokumente gewidmet.
Parallel zur Spezifikationsarbeit, arbeiten technische Universitäten an den Grundlagen für FRMCS, darunter die FRMCS – GSM-R Koexistenz oder FRMCS – C-ITS Multimodale Verkehrskonzepte. Zusätzlich sind Labs und Teststrecken geschaffen worden, in denen Bahngesellschaften und Hersteller gemeinsam die Grundlage für FRMCS untersuchen. So betreibt beispielsweise die DB eine Teststrecke im Erzgebirge in enger Zusammenarbeit mit dem Nokia Lab in Ungarn. Der Schwerpunkt der Tests liegt auf Sprachanwendungen. Die SNCF wiederum betreibt eine Teststrecke in Frankreich in enger Zusammenarbeit mit dem Testlab von Kontron. Der Schwerpunkt dieser Tests liegt auf Datenanwendung. Die Koordination aller Testaktivitäten und die Rückmeldung von Erkenntnissen der Test an die Standardisierung, erfolgt durch das Konsortium 5GRAIL. Auch dieser Arbeit war eine eigene Session gewidmet. In einer weiteren Session stellten die für FRMCS wichtigsten Industriebetriebe ihre Entwicklungspläne für FRMCS Produkte vor.
Migrationspläne der Bahnbetreiber im Fokus
Besondere Beachtung erhielten die Vorträge der Bahnbetreiber DB, SNCF, SBB und ProRail zu den jeweiligen Migrationsplänen von GSM-R zu FRMCS. Der Tenor aller vier Bahnbetreiber war übereinstimmend: bis 2035 wird GSM-R außer Betrieb genommen, ab 2035 wird nur noch FRMCS eingesetzt werden. Davor ist mit einem Parallelbetrieb von bis zu fünf Jahren zu rechnen, d.h. GSM-R und FRMCS parallel im Netz, GSM-R und FRMCS Endgeräte parallel in den Lokomotiven, ISDN und IP-Stacks parallel in den RBCs. Die Abschaltung von GSM-R muss laut CCS TSI fünf Jahre im Voraus angekündigt werden, also im Jahr 2030. Davor sind Pilotinstallationen in den Netzen der Bahnbetreiber geplant.
Die verabschiedeten FRMCS Spezifikationen V1 erlauben noch keine kommerzielle Implementierung des Systems. Die noch offenen Punkte, wie beispielsweise die Verortung von Zügen oder die Service Continuity bei grenzüberschreitenden Diensten, sollen bis 2024 in den V2 Spezifikationen geklärt werden. Vor der Kommerzialisierung müssen die V2 Spezifikationen ausgiebig getestet werden. Diese wird im Rahmen des im Jahre 2022 gegründeten Europe’s Rail Joint Undertaking (ERJU), in der Gruppe „System Pillar“ erfolgen. Die Ergebnisse der Tests werden im Jahr 2026 in die V3 Spezifikationen einfließen, die der erste Satz von Spezifikationen sind, die eine kommerzielle Beschaffung von FRMCS durch die Bahnbetreiber zulassen, daher auch die Bezeichnung „FRMCS 1st Edition“. Diesem weiteren Weg der Spezifikationsarbeit war die letzte Session dieser hochinteressanten Konferenz gewidmet.
Bahn- sowie Mobilkommunikation sind seit vielen Jahren Schwerpunkte der teamKompetenz. Daher arbeitet die team auch aktiv an der Standardisierung von FRMCS, sowohl im ETSI Technical Committee Railway Telecommunications wie auch in der UIC Arbeitsgruppe ATWG, mit. Nach drei Jahren, die von Telefon- und Videokonferenzen geprägt waren, stellte die FRMCS-Konferenz ein ideales Forum dar, sich mit Kunden und Partnern wieder persönlich auszutauschen und bei dem Thema FRMCS führend am Ball zu bleiben.
>> Presseaussendung zur Veranstaltung (in EN)